Cendrillon
Oper von Pauline Viardot
Cendrillon
Oper von Pauline Viardot
HfMT Hamburg 2010
Video in Arbeit
Orchesterfassung: Peter Häublein Deutsche Fassung: Ralf Eger
Musikalische Leitung: Bettina Rohrbeck Inszenierung: Ralf Eger
Ausstattung: Ralf Eger / Meggy Tucker / Wiebke Schlüter Kostüme: Wiebke Schlüter Dramaturgie: Bettina Knauer
mit Rebecca Reister, Ronaldo Steiner, Linda Joan Berg, Anna-Maria Torkel, Timo Rößner
Jannes Philipp Mönninghoff, Christin Kullmann, Anne Kathrin Graz, Marie Sophie Richter
„Aschenputtel“ als Castingshow
Die bösen Stiefschwestern treten bei der Castingshow „Das Fest“ an, um vom Prinzen persönlich zur Prinzessin gekürt zu werden – und Cendrillon (Aschenputtel) muss die Drecksarbeit hinter der Bühne erledigen. Im Forum der Musikhochschule inszeniert Regisseur Ralf Eger Pauline Viardots Oper „Cendrillon“ (eine französische Variante des Märchens Aschenputtel) als eine Castingshow. Damit macht der Nachwuchs den etablierten Opernhäusern mal wieder vor, warum sich Aufführungen unbekannter Werke lohnen können. Die Oper beschert dem Publikum amüsante Wiedererkennungseffekte, bonbonbunte Kostüme und eine Musik im Stile des Salonlieds. Dafür braucht’s gerade einmal ein halbes Dutzend Sänger und etwa genauso viele Instrumente, die sich mit Eleganz durch die eingängigen Melodien spielen. Die Modernisierung des Märchens wirkt in keinem Moment gequält. Regisseur Ralf Eger hat die alte Geschichte ebenso kurzweilig wie stringent in High Heels eingepasst. So vergeht die anderthalbstündige Oper wie im Flug. Mopo 31.12.2010
Sie kriegt den Prinzen - weil sie ihn liebt
Bonbonbunt und quietschvergnügt haben die jungen Sänger der Hamburger Hochschule für Musik und Theater die Kammeroper"Cendrillon" auf die Bühne gebracht. Die Komponistin Pauline Viardot - selbst Opernsängerin, Pädagogin und legendäre Kulturvermittlerin - verkomponierte in den 1920er Jahren die Aschenputtel-Geschichte von Charles Perrault und interpretierte sie aus ihrer Zeit heraus. Regisseur Ralf Eger greift diese Idee nun in seiner deutschen Fassung auf und platziert seine Charaktere in eine Castingshow.Und dabei greifen Eger und seine Kostümbildnerin Wiebke Schlüter ordentlich in die Süssigkeitenkiste: Da kämpfen im Finale ein tanzendes Orangen-Baiser, ein beschwipster Eisbecher und zwei Sahnetörtchen alias Cendrillons böse Schwestern um die Gunst des Prinzen - der in Wirklichkeit nur der Kammerdiener ist. Ein bisschen verwirrend das alles, aber im Grunde auch egal, denn "Cendrillon" macht einfach rundum Spaß und ist dank der hinreißenden, liebevoll gestalteten Kostüme toll anzuschauen. Und aus dem überdrehten, affektierten Showbiz, in das Eger die Handlung steckt, sticht die Figur der Cendrillon hervor: natürlich, rein und fast schlicht. In der hektischen, plärrenden Fernsehwelt steht sie für das Märchenhafte, das man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Das Mädchen, das den Prinzen kriegt, weil sie ihn liebt - auch wenn die Kameras aus sind. Rebecca Reister singt die Titelpartie reif und ausdrucksstark, besonders in den unbegleiteten Passagen. Viardots Komposition ist eingängig, enthält viel Ensemble-Musik, gibt den Sängern den nötigen Raum zum Spielen und albern sein. Egers Inszenierung ist keine harsche Medienkritik, er zeigt uns vielmehr mit einem Augenzwinkern auf, in welche Märchenwelten wir uns träumen - und wie scheinheilig sie sind. Die Welt 18.12.2010